Touren im Villnösstal vom 6.August bis 8. August 2020

Ursprünglich wollten wir zu viert eine Gletschertour ins Montafon (Vorarlberg, österreichisch-schweizerische Grenze) gehen, aber dort wurde fürs geplante Wochenende schlechtes Wetter mit gelegentlichen Gewittern gemeldet.

Jetzt waren wir alle drauf eingestellt und nun sollte unsere Wanderung ausfallen? Wenn es auf der Alpennordseite schlechtes Wetter gibt, haben wir vielleicht gute Chancen, dass es auf der Südseite besser ist, dachte ich und so schien es auch zu werden.

Auf der Gampenalm im Villnösstal (dort haben Reinhold und Günther Messner das Klettern gelernt) waren wir vor Jahren schon einmal mit einer Gruppe, ich kenne also das Gebiet. Kurze Rückfrage an unsere drei Wandervögel und Jeanne, Domenick und Lennart zeigten sich einverstanden und wir machten uns auf nach Klausen in Südtirol. Dort zweigt das Villnösstal ab. Ganz am Ende in Zans stellten wir den Bus ab und wanderten locker eineinhalb Stunden von 1600 auf 2000 m zur Gampenalm, auf der wir zwei Nächte bleiben sollten.

Am Nachmittag gingen wir den Adolf Munkel-Weg, der auf der Nordseite der Geislerspitzen entlangführt. Eindrucksvoll stehen sie da, die Nordwände der Geislerspitzen, auf einen der Gipfel, den Sass Rigais wollten wir am Freitag steigen.

Daraus wurde erstmal nichts…Ok, ich hatte mich mal kurz an einer Abzweigung vertan und wir sind falsch weiter gewandert, haben aber gerade noch die Kurve gekratzt („Danke, Jeanne, dass Du nach dem Weg gefragt hast ;). Dadurch war der Umweg nicht zu groß. Jedoch auch ohne den vermeidbaren Umweg hätte der Weg bis zum Einstieg am Klettersteig auf ca. 2800m einfach zu lange gedauert. So sind wir an diesem Tag eine relativ große Runde von 28km mit „wasweißichwievielen“ Höhenmetern gewandert und planten die Tour zum Gipfel für Samstag ein.

Jeanne verzichtete auf diese Anstrengung und auch wir hatten mit dem Weg bis zum Klettersteig an der Mittagsscharte, der drei Stunden dauert, in der Hitze zu kämpfen. Wie es so ist, vom Basislager aus gelingt nicht jedem der Gipfelerfolg (der ist aber auch nicht unbedingt notwendig). Domenick stieg mit Lennart und mir noch knapp 1,5 Stunden in die Wand, bis er auf das Weitergehen verzichtete. Es mangelte ihm nicht an Kraft und Ausdauer, sondern an der Kondition Zeit, die ich ordentlich unterschätzt hatte.

Wir waren im Zeitdruck und Domenick als Blinder spürte den umso mehr, weil er einfach mehr Zeit benötigt, um seine Schritte sicher setzen zu können. So setzte er sich also auf ein Stück Grün inmitten der Felslandschaft und wartete, bis Lennart und ich vom Gipfel zurückkehrten.

Dann noch die drei Stunden wieder zurück zur Gampenalm, dort eine kleine Stärkung eingenommen und eineinhalb Stunden runter ins Tal zu unserem Bus.

Ich bin fast ins Grübeln gekommen darüber, was mehr genervt hat, dreimal die Mittagsscharte oder der Abstieg im Dunkeln, mit Handylicht zum Auto, begleitet, besser „behindert“ von unzähligen Nachtfaltern, die vor unseren Gesichtern schwirrten.

Letztendlich sind wir aber vor allem gesund hin und wieder nach Hause gekommen, das ist das Wichtigste. Der Aufstieg zum Gipfel, das ist uns klargeworden, ist auch für blinde Kletterer gut möglich, aber wir müssen uns im Wiederholungsfalle eine Hütte zum Übernachten suchen, die viel näher dran ist, am Berg.

Bericht: Michael Heuer